Weihnachten für Tiere – geschenkt?

Spielen-statt-Geschenke
© Nana Dee

Jeder dritte Tierhalter beschenkt seinen Liebling zu Weihnachten. Dies will eine Forsa-Umfrage herausgefunden haben. Beliebte Geschenke für Tiere sind unter anderem Leckereien, Spielzeug und Accessoires. Soso. Im Auftrag des Industrieverbands Heimtierbedarf – merken Sie was? – seien 500 Tierhalter befragt worden, schreibt der Münchner Merkur. Zwei Drittel wollen der Umfrage zufolge nichts schenken.

Und ich?  Falle auf die Werbebotschaft der Industrie herein. Regelmäßig. Konsum statt Kirche, könnte man die frohe Botschaft überspitzt ummünzen. Ein Lernmuster, das dringend überdacht werden muss!

Selbstdisziplin trifft auf Gerechtigkeits-schenk-Syndrom.

Denn folgendes ist geschehen: Lara hat – wie jedes Jahr – einen dicken Schinkenknochen zum Abnagen bekommen. Mit roter Schleife ums duftende Knochenfleisch. Lou, die ihr zweites Weihnachtsfest erlebte, überraschten wir mit Leckerchen in Form von Herzen aus Entenfleisch. Und einer Spielzeugmaus.

Schön und gut. Nun fand Lou den Knochen von Lara aber viel interessanter als das eigene Geschenk. Es kam wie es kommen musste: Zoff unterm Weihnachtsbaum. Lara verteidigte ihre Knochen, verbellte die Katze und schnappte auch noch nach ihr. Lou fuhr die Krallen aus, trollte sich und strafte uns über die Weihnachtsfeiertage mit Ignoranz und Verachtung.

Selbstgemachter Stress

Der Zwischenfall hat meine Annahme bestärkt, dass Weihnachten für Tiere vor allem eines bedeutet: Stress. Herrchen und Frauchen sind aufgeregt, der ganze Alltag über den Haufen geworfen, keiner hat wirklich Zeit und alle sinken nach dem Festtagsessen faul und überladen auf die Couch. Unfähig zu einem noch so kleinen Spaziergang. Gassigehen wird einmal mehr zum lästigen Pflichtprogramm. Selbst für unseren Hund, der nach eineinhalb Tagen Knochennagen kaum mehr aus dem Körbchen krabbeln will. Erst recht nicht bei Regenwetter. Ein echter Miesepeter, dieses Weihnachten.

Ich frage mich, wieso wir uns nicht davor retten können, unseren selbstgemachten Stress auch noch an unsere Tiere weiterzugeben? Ein Leckerchen ist ja okay, aber wieso schlinge ich Geschenkband um einen Knochen? Wieso kostet es mich enorme Willenskraft, nicht der Versuchung an der H&M-Kasse zu erliegen und dieses kleine glitzernde Tannenbaumkleidchen für Katzen und das rote Santa-Claus-Kostüm für den Hund zu kaufen? Ein Rest von Würde und Achtung vor dem Tier konnte die Peinlichkeit gerade noch abbiegen.

Ganz ehrlich, was haben wir davon, unsere Tiere so zu verhätscheln? Bemerken die es überhaupt? Ein Beispiel: Wird uns die mit Rosen bestickte Kuscheldecke als besondere Aufmerksamkeit ausgelegt oder bringt es nicht auch das olle ausrangierte Frotteehandtuch, das schön drapiert mindestens genauso kuschelig ist wie die Rosendecke?

Freude machen  – mit Routine

Ich denke, indem wir uns beschenken, beschenken wir uns vor allem selbst. Statuserhaltend. Gerechtigkeit heuchelnd. Perfektionistisch. Fürsorglich im falschen Sinn. „Einspruch“ murmele ich. „Wir wollen unseren Vierbeiner doch nur eine Freude machen!“

Nun, Weihnachten ist ja vorbei. Der Alltag zurück  – fast. Lou ist übrigens wieder entleidigt, sie hat den Knochen im großen Bogen umkreist und sich ein warmes Plätzchen im Keller gesucht. Morgen ist auch wieder mehr Routine. Mit Joghurtbechern zum Ausschlecken und Schmuseeinheit beim ersten Kaffee, versprochen. Und natürlich mit etwas mehr Bewegung. VERSPROCHEN!

Vielleicht ist das das schönste Geschenk für unsere Tiere.